Emma geht nach Hause

Eltern nehmen glücklich Abschied vom Team der Neonatologie im Klinikum Rheine

Zwei Wochen früher als erwartet darf Emma nach Hause. Am 20. September sollte sie geboren werden – am 2. Juni war sie schon da: 32 Zentimeter klein, 740 Gramm leicht. Ihre Eltern Tanja W. und Fabian H. wurden von der vorzeitigen Geburt in der 25. Schwangerschaftswoche völlig überrumpelt, denn bis dahin verlief die Schwangerschaft unauffällig. Dass Emma sich in den letzten drei Monaten so gut entwickelt hat, schreiben die Eltern der Kämpfernatur ihrer Tochter zu und dem Engagement des Teams der Neonatologie im Klinikum Rheine am Standort Mathias-Spital.

Plötzlicher Notkaiserschnitt trotz unauffälliger Schwangerschaft

Nach einem schwangerschaftsbedingten Beschäftigungsverbot kehrt Tanja W. am 1. Juni zurück an ihren Arbeitsplatz. Sie ist zu diesem Zeitpunkt in der 25. Schwangerschaftswoche. Immer wieder spürt sie ein Ziehen im Bauch, aber da sie ihr erstes Kind erwartet, hält sie es nicht für Wehen. Erst als sie am nächsten Morgen im Bad eine Blutung entdeckt, bekommt sie Angst. Der werdende Vater Fabian H. reagiert sofort und fährt sie von Borghorst ins Klinikum Rheine.

Eine Stunde nach der schockierenden Entdeckung im Bad ist Emma da – geboren per Not-Kaiserschnitt. Von einem Team bestehend aus einem oberärztlichen Neonatologen, einem Assistenzarzt und einer Pflegefachkraft wird Emma erstversorgt. Einige Stunden später wird Tanja zu ihrer Tochter auf die neonatologische Intensivstation gebracht. „Emma das erste Mal zu sehen, war ein Schock“, berichtet Tanja, „gleichzeitig habe ich mich einfach nur gefreut, dass sie lebt. Es war der schlimmste und zugleich schönste Tag.“

Eltern-Kind-Bindung wichtiger Faktor für die Gesundheit des Frühgeborenen

„Emma hat große Probleme sagenhaft gemeistert“, erinnert sich Katja Hüwe, Oberärztin der Neonatologie. „Die Entwöhnung vom Respirator war schwierig.“ Knapp vier Wochen lang muss Emma künstlich beatmet werden – heute ist sie topfit. Katja Hüwe schreibt diesen Erfolg auch den Eltern zu: „Sie haben wirklich als Team gearbeitet.“ Bereits nach kurzer Zeit wird Emma zum „Känguruen“ den Eltern auf die Brust gelegt. „Da lagen wir mit Emma auf unserer Brust drei, vier Stunden – das war sehr schön“, erinnert sich Emmas Papa. Die Körperwärme und Nähe der Eltern zu spüren, ihren Herzschlag und ihre Atmung wahrzunehmen, beruhigt und stärkt unreif geborene Kinder, verbessert ihren Gesundheitszustand und gibt ihnen Vertrauen ins Leben. Nicht nur Emmas Mutter war jeden Tag viele Stunden auf der Neonatologie, auch Papa Fabian kam nach der Arbeit.

Das Team der Neonatologie, unter Leitung von Chefarzt Dr. Hans-Georg Hoffmann, unterstützt Familien darin, so viel wie möglich in der Frühgeborenen-Pflege selbst zu übernehmen. Die Oberärztin ist stolz, dass das Team neue Wege motiviert mitgeht, zum Wohl von Kindern und Eltern. „Wir fördern die Eltern-Kind-Interaktion, leiten die Eltern frühzeitig und konsequent an, das eigene Frühgeborene im Vier-Hände-Prinzip unter unserer Aufsicht selbst zu wickeln, Mund- und Nasenpflege durchzuführen, Muttermilch zu geben, Massagen zu übernehmen. Der Hormonschub nach der Geburt nimmt den Müttern die Angst vor dem zerbrechlichen Wesen“, sagt Hüwe.

Eltern fühlen sich sicher – in der Klinik und zu Hause

Dass es Emma so gut geht, hat sie der Zusammenarbeit ihrer Eltern und des medizinisch-pflegerischen Personals am Klinikum Rheine zu verdanken. Die Frühgeborenen-Pflege ist aufwändig: Vier Wochen lang erhielt Emma rund um die Uhr eine pflegerische Eins-zu-eins-Betreuung. „Die Ärzt/innen und Pflegefachkräfte haben uns immer alles erklärt, notfalls mehrmals, bis wir es verstanden haben“, sagt Fabian. „Die leben für ihren Job und geben jeden Tag 100 Prozent. Ich kann nur jedem empfehlen, hierher zu kommen.“

Emmas Bett ist schon seit Wochen fertig aufgebaut. Die Hebamme steht bereit. Das Nachsorge-Team des „Bunten Kreises“ haben die Eltern auch bereits kennengelernt. Regelmäßig wird Emmas Entwicklung im Sozialpädiatrischen Zentrum Westmünsterland (SPZ) am Klinikum Rheine begleitet werden. Die Eltern gehen mit einem sicheren Gefühl nach Hause. Nach Abschluss ihrer Zeit auf der Neonatologie am Mathias-Spital wird Emma durch die große Tür am Ende des Gangs hinausgetragen – hinein ins Leben.

Zertifiziertes Level-1-Perinatalzentrum im Klinikum Rheine am Standort Mathias-Spital

Das zertifizierte Level-1-Perinatalzentrum im Klinikum Rheine am Standort Mathias-Spital besteht aus dem Zentrum für pränatale Diagnostik, der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie der Neonatologie als Teil der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin unter der Leitung von Chefarzt Dr. Hans-Georg Hoffmann. Es nimmt Kinder ab Beginn ihrer Lebensfähigkeit auf. Die Neonatologie verfügt über 19 Monitorplätze und 12 intensivmedizinische Plätze, sowie weitere neonatologische Betten auf der Säuglingsstation. Jedes Jahr absolvieren ein bis zwei Pflegefachkräfte die Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie. So besteht das Team der knapp 50 Pflegefachkräften teils aus langjährig erfahrenen Pflegefachkräften sowie einer hohen Quote an intensivpflegerisch weitergebildeten Kolleg/innen. Den vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) geforderten Betreuungsschlüssel hält das Perinatalzentrum in Rheine stets ein.

Fabian H. und Tanja W. freuen sich darauf, ihre Tochter Emma drei Monate nach der Geburt endlich mit nach Hause nehmen zu dürfen – zwei Wochen früher als erwartet.

Der erste Ausflug mit ihren Eltern über den Flur der Neonatologie: Morgen wird Emma durch die große Tür am Ende des Gangs hinausgetragen werden – hinein ins Leben.

Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Ramona Hembrock unterstützt Tanja beim Wickeln. Unter der einfühlsamen Anleitung der Pflegefachkraft und ihrer Kolleg/innen hat die junge Mutter gelernt, wie sie mit dem kleinen Wesen sicher umgeht.

Letzte Besprechungen: Die Oberärztin Katja Hüwe freut sich, dass Emma in sehr gutem gesundheitlichen Zustand entlassen werden kann. Dieser Erfolg ist eine Teamleistung von Eltern, Pflegefachkräften und Ärzt/innen.