Ausgestaltung des Pflegebonus sorgt für Wut und Enttäuschung

Mathias-Stiftung kritisiert Beschluss des Bundestages und wendet sich mit offenem Brief an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach.

Aufgrund von besonderen Belastungen durch die Corona-Pandemie bekommen dreijährig examinierte Pflegefachkräfte sowie Intensivpflegefachkräfte in diesem Jahr eine erneute Sonderzahlung, geläufig auch Pflegebonus genannt. Pflegefachkräfte erhalten eine steuerfreie Sonderzahlung in Höhe von 2.203,82 €, während Intensivpflegefachkräfte ebenfalls steuerfrei 3.305,73 € erhalten. Das hat der Bundestag im Juni dieses Jahres beschlossen. Die Mathias-Stiftung ist sehr dankbar für die staatliche Sonderzahlung an Ihre Mitarbeitenden, erst recht in den aktuellen Zeiten wirtschaftlicher Anspannung. Dennoch hat der Beschluss des Bundestags für viel Unmut in Teilen der Belegschaft der Mathias-Stiftung gesorgt. Viele Berufsgruppen werden vom Bonus ausgeschlossen, obwohl diese ebenfalls an der Behandlung und Pflege von Corona-Patient:innen beteiligt und somit auch besonders belastet sind.

"Nicht nachvollziehbar"
„An dem Tag, als die Mitarbeitenden über den Pflegebonus schriftlich informiert wurden, haben uns im Anschluss 30-40 Anrufe erreicht“, berichtet Ludger Schröer, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Klinikum Ibbenbüren, bei einem Pressegespräch. „Wir begrüßen es natürlich, dass die schwere körperliche Arbeit bei der Behandlung von Corona-Patient:innen besonders honoriert wird. Dass jedoch nur examinierten Pflegefachkräften dieser Bonus zustehen soll, ist für uns nicht nachvollziehbar.“
„Pflegeteams bestehen aus einer Mischung unterschiedlich qualifizierter Fachkräfte, z.B. Pflegefachkräften und Pflegefachassistenzen“, erklärt die stellvertretende Pflegedirektorin der Mathias-Stiftung, Kornelia Marcinek. „Nur durch diesen Personalmix kann Pflege funktionieren, deswegen macht diese eingeschränkte Sonderzahlung aus unserer Sicht wenig Sinn.“

"Wir fühlen uns nicht wertgeschätzt"
Mit Corona-Patient:innen kommen nicht nur Pflegefachkräfte in Berührung. Medizinische Fachangestellte beispielsweise nehmen Patientendaten auf, führen erste Maßnahmen, wie z.B. das Messen von Vitalwerten, durch und assistieren bei ärztlichen Untersuchungen und Behandlungen, neben vielen weiteren Tätigkeiten. „In der Notaufnahme haben wir täglich Kontakt zu Patient:innen, die als Notfall bei uns eintreffen und bei denen zunächst noch nicht klar ist, ob sie corona-positiv sind oder nicht“, erklärt Sandra Neumann, Medizinische Fachangestellte in der Zentralen Notaufnahme im Klinikum Ibbenbüren. „Wir sind zwar durch eine FFP2-Maske geschützt, tragen aber keine weitere Schutzkleidung. Wir sind von den Belastungen der Pandemie genauso betroffen. Deswegen war die Stimmung in unserem Team sehr gereizt, als bekannt wurde, dass wir vom Pflegebonus ausgeschlossen sind. Wir fühlen uns nicht wertgeschätzt.“ Auch die ärztliche Belegschaft ist enttäuscht. „Wir alle sind müde und haben 2,5 Jahre Corona in den Knochen sitzen. Deswegen ist der Pflegebonus in seiner jetzigen Form aus unserer Sicht gut gemeint, aber schlecht gemacht“, urteilt Dr. Christian Eggersmann, Ärztlicher Direktor des Klinikum Rheine.

Offener Brief an Bundesgesundheitsminister
„Wir sehen in der Ausgestaltung des Pflegebonus die Gefahr einer Spaltung innerhalb der Belegschaft“, erläutert Dietmar Imhorst, Vorstandsvorsitzender der Mathias-Stiftung. Deswegen haben sich die Vorstände und die Vorsitzenden der Mitarbeitervertretung der Mathias-Stiftung mit einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach gewandt. „Wir bitten Herrn Lauterbach und auch die Bundestagsabgeordneten im Kreis Steinfurt, sich nachhaltig dafür einzusetzen, dass die Ausgestaltung der erneuten Sonderzahlung korrigiert wird, damit alle, die unmittelbar an Corona-Patient:innen arbeiten, mit einer finanziellen Anerkennung bedacht werden“, so Dietmar Imhorst.

In einem Pressegespräch erläutern die Vorstände gemeinsam mit Vertreter:innen der Ärztlichen Direktion, der Pflegedirektion und der Mitarbeitenden, warum sich die Mathias-Stiftung mit einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und die Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Steinfurt gewandt hat.